Gott, ich vermisse dich.
Das war ein Satz, der mich im Buch "Gott 9.0" angesprochen hat. Ich war an einem Punkt in meinem (Glaubens-)leben, wo meine bisherige Glaubenspraxis für mich nicht mehr "funktionierte", weil ich Glaubensaussagen und biblische Texte nicht mehr so annehmen oder hinnehmen konnte wie vorher.
Dafür gab es keinen bestimmten Anlass, kein dramatisches Ereignis - im Gegenteil: in allem Leid, das ich bis zu diesem Punkt in meinem Leben erfahren musste, habe ich Gott und meinen Glauben stets als tragende Säule und Anker erlebt. Bei mir kam der Punkt beim Bibellesen, als ich anfing, die Bibel "richtig" zu studieren und nicht nur einfach über Texte hinwegzulesen.
Ich habe feststellen müssen, dass ich so mit dem Glauben nicht mehr weitermachen kann, dass bestimmte Lehrmeinungen nicht stimmen können, dass ich aber trotzdem mit Gott leben und Gott erleben möchte in meinem Alltag. So ließ sich mein inneres Gefühl am besten beschreiben: Gott, ich kann zwar so nicht mehr weitermachen, aber ich vermisse dich trotzdem.
In diesem Blogbeitrag gebe ich dir deshalb Literatur- und Podcasttipps an die Hand, die mir auf dieser Reise weitergeholfen haben. Wenn du auch wissen möchtest, wie du während oder nach einer Dekonstruktion trotzdem glauben kannst, dann lies gerne weiter!
Stay encouraged and blessed and have fun!
1) Der Begriff der Dekonstruktion
2) Erlaube es dir!
3) Mach eine Pause.
4) Entdecke neue Wege und Formen!
5) Literatur- und Podcasttipps
6) Zusammenfassung
Trotzdem glaube ich. Und jetzt noch tiefer.
1) Der Begriff der Dekonstruktion IST SEIT EINIGER ZEIT IN ALLER MUNDE.
Teilweise wird vor dem Prozess der Dekonstruktion "gewarnt". Der Vorgang wird gleichgesetzt mit "vom Glauben abfallen" und es wird Angst geschürt, dass man* dadurch alles verlieren könnte und sich auf dem direkten Weg in die "Hölle" befindet.
Doch eigentlich meint "dekonstruieren" - unabhängig vom Thema Glauben - einfach, dass man* etwas abbaut, etwas auseinander nimmt.
ChatGPT erklärt zum Begriff der Dekonstruktion, dass es sich dabei um ein philosophisches Konzept handelt, das darauf abzielt, verborgene Annahmen, Widersprüche und Mehrdeutigkeiten aufzudecken, die häufig übersehen werden oder als selbstverständlich gelten.
Dekonstruktion muss also keinesfalls destruktiv sein. Bezogen auf den christlichen Glauben geht es bei Dekonstruktion nicht darum, den Glauben zu zerstören oder zu widerlegen. Vielmehr geht es darum, durch Hinterfragen von Altgeglaubtem ein tieferes Verständnis zu erlangen und den Glauben lebendig(er) sowie authentisch(er) im Heute zu erleben.
Das ist, wozu wir dich bei franletters mit unseren Produkten ermutigen: Geh auf eine Reise, tauche ein in biblische Geschichten und erkunde selbst, was sie für dein Leben bedeuten und was Gott dir dadurch zusprechen möchte. Unsre Bible Study Workbooks eignen sich super dazu, denn dort erkundest du nicht nur historische und theologische Hintergrundinformationen, sondern bekommst durch die aufgeworfenen Fragen auch Raum für deine eigenen Herzensgedanken.
2) Erlaube es dir!
JETZT, WO DU WEIßT, DASS DEKONSTRUKTION DURCHAUS POSITIV SEIN KANN: ERLAUBE DIR DIESEN PROZESS!
Du brauchst keine Angst vor dem Hinterfragen zu haben, denn die richtigen Fragen können dich nur voran bringen.
Du darfst auch wissen, dass du nicht alleine bist auf diesem Weg. Es ist ganz normal, dass wir im Lauf des Lebens Altgeglaubtes - egal, ob auf den Glauben oder andere Themen bezogen - hinterfragen und neu denken. Das zeichnet uns als Menschen doch aus, oder? Unser Glaube darf sich entwickeln, ja, er muss es wahrscheinlich sogar.
3) Mach eine Pause,
WENN EINST VERTRAUTES GERADE NICHT (MEHR) PASST.
Kennst du das - früher hast du immer mal wieder deine Bibel zu Hand genommen, vielleicht sogar täglich darin gelesen, aber momentan kannst du damit nichts mehr anfangen. Vielleicht kommen sogar Ängste hoch, wenn du dieses Buch aufschlägst.
Früher hast du vielleicht bestimmte Lieder genossen und sie haben dich sogar ermutigt - doch heute hinterfragst du die Texte und fühlst dich damit nicht mehr verbunden.
Möglicherweise hast du einst regelmäßig einen Gottesdienst besucht, doch heute kommen dir die Worte und Verhaltensweisen dort fremd oder sogar feindlich vor.
Dann mach gerne eine Pause von gewohnten Glaubenspraktiken. Du musst dich zu nichts zwingen, denn unser Glaube sollte von Freiheit geprägt sein.
4) Entdecke neue Wege und Formen
HAB MUT ZU EXPERIMENTIEREN UND FREU DICH AN NEUEN KREATIVEN FORMEN.
Statt eine Pause von Glaubenspraktiken zu machen, kannst du dich auch an neue Formen wagen.
Zum Beispiel könntest du eine andere Bibelübersetzung in einer anderen Sprache nutzen (ich mag zum Beispiel die "The Passion Translation" sehr gern). Vielleicht gefällt dir auch die "Bibel in gerechter Sprache" und der Ansatz, der damit verfolgt wird.
Eine neue Art deiner Gebetspraxis kannst du mit unseren Gebetskarten erleben. Vielleicht ist auch Journaling eine Möglichkeit für dich. Gehe auf die Suche und entdecke neue Wege - durch Bilder, Musik, Körperübungen (z. B. Yoga) - was immer dir einfällt und gut tut. Du kannst Gott überall und in allem erleben und du kannst jede Tätigkeit mit Gebet verbinden.
Wenn du dich nach Gemeinschaft sehnst, aber (deine alte) Kirche gerade nichts für dich ist - begib dich auf die Suche nach neuen Gruppen. Vielleicht auch erst einmal (nur) online. Hab Geduld und sei gnädig mit dir. Hab Spaß an neuen Entdeckungen und bitte Gott gerne, dich zu führen und zu leiten.
5) Literatur- und Podcasttipps
SEI GEWISS: DU BIST NICHT ALLEIN.
Schon viele Menschen vor dir sind auf ihrem Glaubensweg durch Veränderungen und Krisen gegangen. Und viele Menschen gehen gerade mit dir, zu dieser Zeit, durch verändernde Prozesse. Mir haben in dieser Zeit besonders folgende Podcasts geholfen:
"Movecast" von Martin Benz (schenkt neue und ermutigende Perspektiven auf theologische Fragen)
"ERF Jess - Immer besser scheitern" mit Priska Lachmann (die Lebensgeschichten dieser Menschen ermutigen dich und zeigen dir, dass "Scheitern" nicht das Ende bedeutet)
"Schöner glauben" von Jason Liesendahl (Entdecke, wie Glaube heute schön sein kann!)
Außerdem habe ich mich in folgenden Büchern wiedergefunden und ermutigt gefühlt:
"Gott 9.0" von Marion Küstenmacher, Tilmann Haberer und Werner Tiki Küstenmacher (zeigt dir auf, wie sich Glaube typischerweise entwickelt und verändert; habe ich teilweise auch als sehr herausfordernd empfunden, aber hat mir im Ergebnis viel Verständnis und Erklärung geschenkt)
2 Bücher von Sarah Bessey: "Field notes for the wilderness. Practices for an Evolving Faith" (ein Sachbuch und ein begleitendes Journal, beides habe ich als tröstend, heilsam und ermutigend empfunden)
6) Zusammenfassung
DU KANNST DEINEN GLAUBEN NOCH TIEFER UND BEREICHERNDER ERLEBEN,
wenn du ehrlich bist. So kannst du nach dekonstruierenden Prozessen gewinnbringend rekonstruieren.
Hab den Mut authentisch zu leben und zu glauben. Alles andere bringt dir nichts. Setze dich mit deinen Zweifeln und Fragen auseinander, begegne dir behutsam in deinen Wünschen und Sehnsüchten.
Dann, so glaube ich, kannst du Gott erleben als dein ganz persönliches "Zu schön um wahr zu sein". Das wünsche ich dir!
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