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Gott* ist weiblich.

Zumindest auch.


Ich bin davon überzeugt, dass unsere Vorstellung von einem männlichen Gott* (im schlimmsten Fall wohl "der alte Mann mit weißem Bart") vor allem mit unserer Sprache, wie wir sie gebrauchen, was Sprache mit unserem Denken macht und der Übersetzung biblischer Texte zu tun hat.


Lass uns in diesem Blogbeitrag auf eine kleine Reise gehen zur weiblichen Seite Gott*es.


Stay encouraged and blessed and have fun!

 

  • 1) Schöpfungsgeschichte

  • 2) Ruach

  • 3) Vater & Mutter

  • 4) Zusammenfassung und Erklärung des Sternchens*

 


Gott* ist auch weiblich.



1) Schöpfungsgeschichte GOTT* KANN GAR NICHT NUR MÄNNLICH SEIN, WEIL DIE MENSCHEN ALLE IN GOTT*ES BILD GESCHAFFEN SIND.

In Genesis 1, 26 spricht Gott* in der Mehrzahl und sagt: Lasst uns Menschen machen - als unser Bild.


Weiter lesen wir in Genesis 1, 27, dass die Menschen als gött*liches Bild, als männlich und weiblich, geschaffen wurden.


Wenn "männlich und weiblich" dem Bild Gott*es entspricht, dann muss auch das Weibliche Teil Gott*es sein. Gott* muss neben männlichen auch weibliche Anteile halten, denn sonst stünde da nicht, dass die Erschaffung des Weiblichen dem gött*lichen Bild entspricht.


 

2) Ruach

WELCHEN GESCHLECHTS IST GOTT*ES GEIST?

Zur Dreieinigkeit gehört, so glauben wir, neben Gott* "Vater" und "Sohn" auch Gott* "Geist". Doch welches Geschlecht hat "Geist"? Und ist das relevant?


Im hebräischen Grundtext steht das Wort ruach dort, wo wir in der deutschen Bibel in den meisten Übersetzungen von "dem Heiligen Geist" lesen. Ruach aber ist weiblichen Geschlechts. Im griechischen Grundtext ist das Wort pneuma geschlechtsneutral.


Dass ruach bzw. pneuma im Deutschen weitestgehend mit "der Heilige Geist" übersetzt wurde, hängt einfach mit dem Genus für "Geist" im Deutschen zusammen und hat nichts mit einer angeblich männlichen Identität Gott*es zu tun. Bei uns trägt "Geist" nun mal den männlichen Artikel und so wurde es übersetzt.


Ein Beispiel zum Vergleich: Wenn es in einem deutschen Text um "den" Mond (männlicher Genus) geht und dieser Text ins Spanische übersetzt werden soll, dann wird aus dem "männlichen" Mond ein "weiblicher": la luna. Natürlich wäre es Quatsch zu sagen, "der Mond" wäre ein Mann oder "die Mond" wäre eine Frau. Schon klar. Aber Sprache macht etwas mit uns und so gibt es Untersuchungen, dass Menschen in Spanien mit "la luna" zum Beispiel eher weibliche Eigenschaften assoziieren und Menschen in Deutschland mit "dem Mond" eher männliche - einfach aufgrund des Artikels und weil wir uns dann bestimmte Vorstellungen machen von der Sache, der wir einen Namen gegeben haben.


Und so kommen Menschen in unseren Breitengraden auf die Idee zu behaupten, Gott* sei männlich, weil es schließlich "der Heilige Geist" heißt. Das ist Blödsinn.


Eine treffendere Übersetzung ist der Bibel in gerechter Sprache gelungen, die von Gott*es "Geistkraft" spricht. Genauso gut könnten wir auch "die Heilige Geistin" sagen, wenn wir uns nach einem persönlichen Gegenüber sehnen und uns eine unpersönliche "Kraft" da nicht passend erscheint.


Es ließe sich natürlich darüber streiten, ob aufgrund des Genus überhaupt auf eine Geschlechtsidentität Gott*es geschlossen werden kann. Meiner Meinung nach entzieht sich Gott* jeder Geschlechtlichkeit, denn das sind menschliche Ideen. Ich glaube aber, dass Gott* - so wie uns die Bibel sagt (siehe unter 1.) - männliche und weibliche Anteile (und wahrscheinlich viel mehr, das außerhalb unserer Vorstellung liegt) in sich vereint. Jedenfalls ist das Argument nicht tragfähig, Gott* sei männlich, weil ein Teil von Gott* "der" Heilige Geist sei.

 

3) Vater & Mutter

SOLLEN WIR GOTT* NUR MIT "VATER" ANSPRECHEN?

Ein weiteres Argument, das typischerweise gegen eine weibliche Seite Gott*es angeführt wird, ist, dass wir Gott* als "Vater" anreden sollen.


Diese Überlegung geht hauptsächlich aus dem sog. Vaterunser hervor und tatsächlich lesen wir in den allermeisten deutschen Bibelübersetzungen, dass Jesus uns beten lehrt: "Vater unser" (z. B. in Matthäus 6, 9ff.).


Doch Jesu Muttersprache war Aramäisch und woher wissen wir, dass Jesus nicht "Vater und Mutter" oder etwas ganz anderes gebetet hat? Zum ersten Mal neu darüber nachgedacht habe ich, als ich das Buch "Das Vaterunser" von Neil Douglas- Klotz gelesen habe. Der Autor zeigt auf, wie sehr sich das Aramäische vom Griechischen (der Sprache des Neuen Testaments) unterscheidet.


Auch wenn sich Bibelforscher über zugrunde liegende Quellen (z. B. die sog. Quelle "Q") streiten, so ist doch weitestgehend unbestritten, dass Jesu Muttersprache Aramäisch war und er auch mit seinen Nachfolgern so sprach. Douglas- Klotz führt in seinem Werk anhand der Aramäischen Wortwurzeln aus, dass Jesus viel wahrscheinlicher von "gött*lichen Eltern" gesprochen haben muss und das Wort vor allem ungeschlechtlich ist in der Wurzel. Der Autor macht folgenden Übersetzungsvorschlag: "O Gebärer(in)! Vater- Mutter des Kosmos!"


Ähnlich übersetzt die Bibel in gerechter Sprache (Matthäus 6, 9): "Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel".


Warum also Gott* nicht als "Vater und Mutter" anreden? Warum nicht viele weitere Worte für Gott* finden, statt uns in unserer Vorstellung einzuengen, Gott* zu beschränken und auch andere Menschen klein zu halten, die ihren jeweils individuellen Zugang zu Gott* finden?

 

4) Zusammenfassung und Erklärung des Sternchens*

GOTT* ENTZIEHT SICH JEDER MENSCHLICHEN EINORDNUNG.

Deshalb ist Gott* weder Mann noch Frau. Gott* ist aber auch nicht nur männlich. Wir sehen anhand der Schöpfungsgeschichte, dass Gott* auch weibliche Anteile in sich tragen muss. Auch die Dreieinigkeit Gott*es ist nicht rein männlich.

Ich persönlich möchte mich lösen von einer rein männlichen Vorstellung Gott*es, weil Gott* viel mehr ist als das. Weil Sprache unser Denken formt, mache ich für mich mit dem Sternchen* deutlich, dass Gott* sich einer konkreten Geschlechtlichkeit entzieht und ich Gott* dahingehend nicht einschränken möchte. Mir hilft das im Gebet und für meine persönliche Beziehung mit Gott*, die vor allem ehrlich und authentisch sein soll und sich entwickeln darf. Zusammengefasst ist Gott* für mich mein "zu schön um wahr zu sein", was ich auf einer Postkarte festgehalten habe.



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